Ein kleiner Schritt in der Texterwelt. Ein großer Schritt für mich.
Von klein auf werden wir gefragt ‚Was möchtest du einmal werden, wenn du groß bist?‘ und von klein auf beschäftigen wir uns mit dieser Frage. Tierärztin, Feuerwehrmann, Anwältin, Schauspieler oder vielleicht doch lieber Krankenpflegerin? Auswahl gibt es ja genug, wenn da nicht unsere ganz eigenen Träume und Wünsche wären, die so manches Mal mit unseren vorhandenen Talenten kollidieren.
Als ich 6 Jahre alt war, hegte ich den großen Traum später einmal als Tierärztin zu arbeiten. Es stellte sich allerdings heraus, dass ich weder besonders geschickt im Umgang mit Nadel und Faden war, noch konnte ich den Geruch und schon gar nicht den Anblick von Blut auf hundert Meter Entfernung ertragen. Ein neues Berufsziel musste her. Balletttänzerin sollte es werden. Rhythmus und Taktgefühl waren Worte, die ich zwar schnell in die Tat umsetzen konnte, aber die anderen Mädchen stahlen mir irgendwie jedes Mal die Show. Außerdem waren pink und babyblau noch nie meine Farben, wie ich während einer Trainingsstunde vor dem riesigen wandhohen Spiegel in der Turnhalle feststellen musste. Schließlich kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht bei meiner Geburt vertauscht wurde und eigentlich eine schwedische, verloren geglaubte Prinzessin war. Beim Suchen nach meinem Krönchen musste ich mit Enttäuschung realisieren, dass auch hier weder Prinz noch Kutsche oder wahlweise Kürbis und gute Fee auf mich warteten.
Für einen Aufsatz in der 7. Klasse sollten wir uns eine gruselige Geschichte ausdenken. Zu dieser Zeit verschlang ich gerade die Bücher des ‚Teen Horror‘- King R.L.Stine und nahm mir ein Beispiel an seinen Werken. Worte konnten mir nichts anhaben, wohingegen Horrorfilme auf meiner Abschussliste standen und auch niemals den Weg in meinen damaligen Videorekorder fanden. Steven Kings ‚ES‘ verfolgte mich über Jahre und selbst heute kann ich einem Clown nicht mit großer Begeisterung begegnen. Jedenfalls empfand mein damaliger Deutschlehrer meine Schriftsprache zu bildlich und bestellte meinen Vater zum Gespräch in die Schule ein.
„Ihre Tochter hat entweder einen großen Ideenreichtum und sprüht nur so vor Phantasie, oder bei Ihnen zu Hause läuft etwas gewaltig schief…“
Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich das Wortgefecht zwischen meinem – eigentlichen – Lieblingslehrer und meinem Vater, der ein wenig entrüstet erklärte, dass mir zu Hause weder
körperliche noch seelische Gewalt angetan wurde. Meine Geschichte beschäftigte sich mit einem jungen Mädchen, das – genau wie in R.L.Stine’s Büchern – in einer dunklen Gasse verfolgt, überfallen
und schließlich getötet wurde. In meiner Vorstellung hatte ich damit meinem großen Idol lediglich eine Hommage geschrieben, wohingegen mein Lehrer dachte, dass ich eigene Erfahrung verarbeitete.
Logischerweise hatte ich ihn gefragt, wie ich heute hier sein konnte, wenn ich über meine eigenen Erfahrungen schrieb. Es brachte mir eine schlechte Note und eine Strafarbeit ein, was mich aber
nur darin bestärkte am Schreiben festzuhalten.
Schließlich zeichnete sich für mich ganz deutlich ab, dass ich dem Ruf der Worte folgen musste und das tat ich auch. Nach dem Abitur studierte ich gleich zweimal Journalismus und hatte dennoch
das Gefühl noch mehr erreichen zu wollen. Meine eigenen Kurzgeschichten häuften sich mittlerweile auf meinem Laptop, auf meinem Schreibtisch und in meinem Kopf, aber so richtig konnte ich mich
nicht durchringen aus dem ‚Hobby‘ mehr zu machen.
Manchmal dauert es eben eine ganze, lange Weile bis wir den Mut fassen uns unseren Träumen zu stellen. Ausdauer und die Kraft an sich selbst zu glauben sind doch zuweilen zwei fiese Biester, die
uns diesen Weg erschweren. Gerade musste ich in diesem Zusammenhang an eine meiner Lieblingsserien denken. Ted Mosby sitzt in seiner Wohnung am Schreibtisch und nimmt den Telefonhörer zur Hand.
Im ersten Moment führt er augenscheinlich eine Kaltakquise bei einem potenziellen Kunden durch. Als jedoch seine Ex-Freundin Robin aus dem Nebenzimmer mit dem Kommentar ‚Das war super,
Kumpel, und jetzt probier’s mit einem echten Kunden‘ erscheint, wird klar, dass Ted Zweifel an seiner Selbstständigkeit als Architekt hat. Zweifel, die ich jetzt sehr gut nachvollziehen
kann. Was passiert, wenn die Aufträge ausbleiben? Was geschieht nach dem großen ‚Eröffnungszauber‘? Wann kann ich mit stabilen Einnahmen rechnen? Fragen über Fragen, die sicherlich auch Ted in
der Serie beschäftigt haben.
Aber die wichtigste Frage, die man sich wohl stellen sollte,
ist: Was passiert mit all diesen nicht gelebten Träumen?
Man bereut irgendwann es nicht getan zu haben. Sicherlich hätte ich mein Glück als unbegabte Tierärztin, dessen Nähte einem unvollständigen Puzzle für Vierjährige gleichen, oder als egoistische Balletttänzerin, die alle anderen von der Bühne schubst um selbst im Rampenlicht zu stehen, versuchen können, aber letztlich wäre mein Weg wohl immer auf das gleiche Ziel hinaus gelaufen. Manchmal brauchen wir einen Anstoß, um uns endlich in die richtige Richtung zu wagen. Dieser Anstoß kann ein Erlebnis sein oder aber von einer ganz bestimmten Person oder einem Personenkreis ausgehen. In meinem Fall trifft wohl beides gleichermaßen zu. Eine miese Joberfahrung nach der Nächsten, gepaart mit unglaublichen Menschen, die stetig an mein Talent und mich geglaubt haben.
Letztlich ist es doch so: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Nicht nur im Berufsleben, sondern in vielen Bereichen des Lebens. Beziehungen und Freundschaften blühen schließlich auch erst durch Vorstöße und Offenbarungen so richtig auf. Abenteuer und Urlaube wollen geplant, gewagt und vor allem bezahlt werden. Beim Shoppen hat sich mit Sicherheit schon jede Frau gedacht: ‚Passen diese roten, grünen oder bunten Pumps wirklich zum Rest meines Kleiderschranks? Ach egal, ich muss sie einfach haben‘ und so schließt sich der Kreis. Passt ‚Federleicht‘ wirklich zu meinem bisher sehr geordneten Leben?
ACH EGAL, ich muss, nein, ICH WILL es einfach versuchen!
Als kreative Texterin und freie Journalistin Fuß zu fassen ist mein großer Wunsch und ich hoffe, dass ich ihn in die Tat umsetzen kann. Mit meinem ‚Federleicht‘- Projekt habe ich mir etwas erfüllt, von dessen Existenz ich vermutlich schon geträumt habe als meine Grundschullehrerin damals in der ersten Klasse nach meinem Berufswunsch fragte.
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